Updated on Januar 3, 2025
Georgien: praktische Tipps zur Reiseplanung
Du suchst ein aufstrebendes Reiseziel mit entspanntem Flair, atemberaubenden Berglandschaften und kulturellen Highlights? Dann ist Georgien eine Reise Wert. Das Land liegt an der Grenze zwischen Europa und Asien und ist in letzter Zeit bei immer beliebter bei Tourist*innen aus Deutschland. Trotzdem sind viele Ecken noch relativ ruhig, die Infrastruktur aber schon recht gut ausgebaut. Ich habe Georgien im September 2024 für zwei Wochen bereist und teile hier meine praktischen Tipps zur Reiseplanung mit dir.
Disclaimer: Dieser Artikel beruht auf meinen Erfahrungen meiner Reise im September 2024. Seit der Wahl im Oktober 2024 gibt es in Georgien und vor allem in Tiflis, immer wieder Proteste, die teils gewaltsam von der Polizei aufgelöst werden. Das Auswärtige Amt empfiehlt, diese zu meiden und auch bei der Unterkunft eine Lage weiter entfernt vom Parlament zu wählen. Informiere dich am besten vor deiner Reise über die aktuelle Lage Vorort.
Lage
Georgien liegt im Kaukasus an der Grenze zwischen Europa und Asien und ist flächenmäßig etwa so groß wie Bayern. Im Norden wird es durch den Großen Kaukasus und Russland begrenzt, im Osten durch Aserbaidschan, im Süden durch Armenien und die Türkei und im Westen durch das Schwarze Meer. Fast die Hälfte der ca. 3,7 Millionen Einwohner*innen wohnt in und um die Hauptstadt Tiflis.
Geschichte
Das Land verfügt über eine sehr lange Geschichte. In georgischen Regionen wurden die ältesten Hominiden Überreste aus der Altsteinzeit gefunden. Schon vor 8.000 Jahren wurde hier Wein kultiviert. Außerdem ist Georgien einer der ältesten christianisierten Staaten. Bereits im 4. Jahrhundert n.Ch. brachte die Heilige Nino das Christentum in die Region. Sie wird bis heute von der Orthodoxen Kirche verehrt.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde Georgien oft von Eroberern besetzt: z.B. von den Römern, den Persern und den Arabern. Eine Blütezeit erlebte das damalige Königreich im Mittelalter unter König Dawit und seiner Ur-Enkelin Königin Tamara. Nach der Oktoberrevolution erklärte sich Georgien im Jahr 1918 erstmals unabhängig und zur Republik. Drei Jahre später wurde das Land aber wieder von der Roten Armee besetzt und in die Sowjetunion eingegliedert. Erst seit 1991 ist das Land wieder unabhängig, die zwei Regionen Abchasien und Südossetien stehen aber weiterhin unter Russischer Kontrolle. Für diese Regionen gilt eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes.
Klima und Reisezeit
In Georgien findet man mehrere Klimazonen von mediterranem Meeresklima, über trockenes Kontinentalklima bis zu alpinem Klima in den Bergen. Die beste Reisezeit für eine Rundreise sind daher die Randmonate Mai und Juni, sowie September und Oktober. In den Sommermonaten kann es gerade in der Ebene sehr heiß werden, im Frühling und Herbst herrschen dagegen meist angenehmere Temperaturen. Wir waren im September in Georgien und hatten zu Beginn noch an die 30°C, später dann angenehmen 20°C.
An- und Einreise
Für die Einreise nach Georgien benötigt man als deutsche*r Staatsangehörige*r einen Reisepass. Für touristische Aufenthalte bis zu 180 Tagen wird allerdings kein Visum benötigt. Wir haben jeweils einen Ein- und Ausreisestempel in den Pass bekommen. Ggf. werden ein paar Fragen zum Aufenthalt gestellt.
Disclaimer: informiere dich vor deiner Reise unbedingt noch einmal selbst, z.B. beim Auswärtigen Amt.
Wir sind mit einem Direktflug mit Eurowings von Düsseldorf aus in ca. 4,5 Stunden nach Tiflis geflogen. Lufthansa fliegt direkt von München nach Tiflis. Weitere Verbindungen sind mit Umstieg in der Türkei möglich. Viele davon haben aber eher schlechte Flugzeiten und man kommt mitten in der Nacht in Tiflis an.
Währung und Bezahlen
Landeswährung ist der Georgische Lari (GEL). Aktuell entspricht 1€ rund 3 GEL (Stand 01/25). Es gibt Scheine zu 5, 10, 20, 50 und 100 GEL und Münzen zu 1 und 2 GEL und 5, 10, 20 und 50 Tetri. 100 Tetri entsprechen 1 Lari.
Wenn du Bargeld zum tauschen mitbringst, kannst du das an vielen Stellen in Tiflis tun. Hier bekommt man meist einen besseren Kurs als am Flughafen. Wenn du Bargeld am Automaten abhebst bekommst du meist 100 Lari Scheine. Etwas kleinere Scheine zu haben ist aber gerade auf dem Land von Vorteil.
Grundsätzlich haben wir bei unserer Reise relativ wenig Bargeld benötigt. Die meisten Restaurants und Geschäfte ermöglichen inzwischen Kartenzahlung. Ich hatte meine DKB Visa Debitkarte* dabei und damit keine Probleme. Prüfe im Zweifel vorab, ob deine Karte für das Bezahlen im außereuropäischen Ausland freigeschaltet ist. Bei Hotels und Guesthouses ist Kartenzahlung nicht immer möglich und es wird teilweise nur Bargeld akzeptiert. Prüfe das also besser in den Buchungsbedingungen. Wir konnten unsere Ferienwohnung, die wir über booking.com* gebucht hatten z.B. nur bar bezahlen, dafür aber auch in Euro. Etwas Bargeld benötigt man außerdem eher auf dem Land, z.B. für Souvenirs, Bäckereien oder an Obst- und Gemüseständen.
Ein paar typische Preise in Georgien:
Cola/Softdrink am Kiosk – 4 GEL
Glas Wein im Restaurant – 5-10 GEL
Essen im Restaurant – 25-40 GEL pro Person
Taxifahrt – ca. 5 GEL für eine kurze Fahrt im Zentrum mit Bolt
30-40 GEL für eine Fahrt vom Flughafen ins Zentrum
Botanischer Garten Tiflis – 4 GEL pro Person
Nationalmuseum Tiflis – 30 GEL pro Person
Zeitzone
Georgien liegt in der Zeitzone GMT/UTC + 4. Es gibt dort keine Sommerzeit. Während der Sommerzeit in Deutschland haben wir dementsprechend eine Zeitumstellung um + 2 Stunden, während der Winterzeit um + 3 Stunden. Wenn es im September in Georgien 12Uhr Mittag ist, ist es in Deutschland dann z.B. 10Uhr Vormittags.
Sprache und Verständigung
Offizielle Landessprache ist Georgisch, die auch ein eigenes Alphabet mit 33 Buchstaben hat. Diese unterscheiden sich sehr stark vom lateinischen Alphabet, weswegen die meisten Tourist*innen vermutlich wenig mit georgischer Beschriftung anfangen können. Die meisten Läden haben aber inzwischen auch eine zweite Beschriftung auf Englisch, auch an Sehenswürdigkeiten sind oft Englische Beschriftungen angebracht. Restaurants haben Speisekarten auf Englisch, oder verwenden gleich Bilder mit den Speisen. Ich habe mir zusätzlich Google Lens aufs Handy geladen und den automatischen Übersetzer verwendet. Der ist zwar nicht zu 100% zuverlässig, war für einige Speisekarten oder Zutatenlisten bei Produkten im Supermarkt aber doch ganz hilfreich.
Aufgrund der Geschichte des Landes sprechen viele Einwohner*innen noch Russisch. Gerade bei den jüngeren Generationen wird Englisch immer wichtiger und man kommt damit gut zurecht. Touren werden auf Russisch und Englisch, manche Führungen sogar auch auf Deutsch angeboten.
Unterkünfte
Wir haben die gesamten zwei Wochen unseres Aufenthalts in einer Ferienwohnung in Tiflis verbracht. Die lag sehr zentral in der Altstadt in der Nähe des Liberty Square. Von dort konnten wir die meisten Sehenswürdigkeiten in Tiflis zu Fuß erkunden. Gefunden habe ich die Ferienwohnung auf booking.com*, wo ich meistens meine Unterkünfte buche. Dort gibt es auch viele gute Hotels in Tiflis.
Unterwegs in Georgien
Wir haben Georgien von Tiflis aus mit ein paar Tagestouren erkundet, zum einen da wir in der Stadt auf einer Hochzeit eingeladen waren, die genau in der Mitte unseres Reisezeitraums lag und zum anderen, weil wir nicht selbst Auto fahren wollten. Man kann sich zwar unkompliziert einen Mietwagen leihen, der Verkehr in Georgien ist aber sehr anstrengend. In und um Tiflis gibt es aufgrund der vielen Autos oft Stau. Die Fahrweise der Georgier*innen ist außerdem meist sehr forsch. Hohe Geschwindigkeit und waghalsige Überholmanöver liegen an der Tagesordnung.
In der Stadt waren wir meistens zu Fuß unterwegs, was in der Altstadt kein Problem war. Man sollte nur bequemes Schuhwerk tragen, da die Wege teils uneben sind. Für weitere Strecken oder vom/zum Flughafen haben wir über die App Bolt ein Taxi genommen. Das ging wirklich einfach und war sehr günstig. Je nach Tageszeit zahlt man für die Fahrt vom Flughafen zum Liberty Square so nur 30-40 GEL.
Bei den Tagesausflügen, die wir über getyourguide* gebucht haben, waren wir in Kleinbussen unterwegs. Solche Busse fahren auch als öffentliche Verkehrsmittel, sogenannte Maschrutkas zwischen den größeren Städten. Zwischen Tiflis und Batumi oder zwischen Tiflis und der armenischen Hauptstadt Jerewan gibt es auch eine Zugverbindung.
Etikette bei Kirchenbesichtigung
Viele der Sehenswürdigkeiten in Georgien gehören zur georgischen orthodoxen Kirche. In den Kirchen und Klöstern gibt es eine etwas strengere Etikette, als wir es von Kirchenbesuchen in Europa gewohnt sind. Die wird zwar nicht überall streng kontrolliert, ich finde es aber trotzdem angemessener, sich wenn möglich daran zu halten. Männer sollten keine Shorts tragen und Kopfbedeckungen abnehmen. Frauen Knie und Schultern bedeckt haben und ein Kopftuch tragen, auch lange Hosen sind nicht überall erlaubt. An den meisten Kirchen lagen Körbe mit Tüchern die man sich für den Besuch nehmen konnte. Sowohl als Kopftuch, als auch als Rock umgebunden. Ich hatte meistens ein eigenes Tuch dabei. Ansonsten ist fotografieren in den meisten Kirchen nicht erlaubt. Viele Tourist*innen haben sich daran aber nicht gehalten.
Essen und Trinken in Georgien
Die georgische Küche ist berühmt für Gerichte wie Kachapuri (Brot mit Käsefüllung) und Kinkhali (Dumplings mit verschiedenen Füllungen). Wenn man Essen geht ist es üblich, mehrere Gerichte zu bestellen, die dann in der Mitte auf dem Tisch platziert und geteilt werden. Speisekarten in georgischen Restaurants sind auch dementsprechend aufgebaut. Wenn man ein Hauptgericht bestellt hat man nicht wie hier Fleisch, Beilage und Gemüse in einem, man stellt sich die einzelnen Komponenten selbst zusammen. Die Portionen waren meiner Erfahrung nach auch immer so groß, dass es für mehrere Personen zum Teilen gereicht hat, wenn wir z.B. 2-3 Gerichte für zwei Personen bestellt haben. Welche Gerichte für Veganer*innen geeignet sind, liest du in meinem Vegan in Georgien Beitrag.
Zum Trinken gibt es dazu dann meist Wein. Georgien hat eine sehr alte Weinkultur, hier wurde schon vor 8.000 Jahren Wein kultiviert. Die meisten Restaurants hatten auch selbstgemachte Limonaden die sehr lecker waren.
Nicht wundern sollte man sich, wenn es etwas länger dauert. Die Speisen werden frisch zubereitet, dann kommt es häufiger vor, dass man etwas länger wartet, oder eine Person das Essen vor der anderen bekommt. Viele Restaurants haben deshalb auch nicht so gute Bewertungen.
Die schönste Orte in Georgien
Während meiner Reise habe ich ein paar Ausflüge von Tiflis aus unternommen. Welche Orte in Georgien du meiner Meinung nach nicht verpassen darfst, habe ich hier aufgelistet.
Tiflis/Tbilisi
Die Hauptstadt Georgiens Tiflis ist unbedingt einen Besuch wert. Ich fand den Vibe der Stadt super entspannt. Laufe unbedingt einmal durch das Zentrum und über die Friedensbrücke. Vom Rike Park auf der anderen Flussseite kannst du die Seilbahn hoch zur Festung nehmen, von wo du einen tollen Blick über die Stadt hast.
Sighnaghi
Eine der beliebtesten Städte in der Weinregion Kachetien ist die Stadt Sighnaghi ganz im Osten von Georgien. Sie liegt auf einem Hügel und hat einen schönen kleinen Stadtkern, den man bei einem Spaziergang entdecken kann. Außerdem solltest du unbedingt über ein Stück der alten Stadtmauer laufen, von der du bei gutem Wetter einen tollen Ausblick in die Landschaft hast. In der Nähe von Sighnaghi befindet sich außerdem das Kloster Bodbe mit der Grabstätte der Heiligen Nino.
Mzcheta
Die alte Hauptstadt Mzcheta liegt nur ein kurzes Stück nördlich von Tiflis. Hier kannst du mehrere UNESCO Weltkulturerbe-Stätten besuchen, darunter die Swetizchoweli-Kathedrale.
Kazbegi
Georgien ist bekannt für seine Gebirgslandschaften im Kleinen und Großen Kaukasus. Ein besonders beliebtes Ausflugsziel ist Kazbegi bzw. Stepanzminda im Norden des Landes. Besonders viele Besucher*innen zieht die Gergetier Dreifaltigkeitskirche an, die malerisch vor dem Bergpanorama auf einer Bergkuppe vor der Stadt thront. Wir hatten bei unserem Besuch Glück und konnten den Berg Kasbek, einen der höchsten Berge Georgiens, ohne Wolken vor dem Gipfel sehen.
Wardsia
In Georgien kann man mehrere alte Höhlenstädte besichtigen. Eine der imposantesten davon ist Wardsia im Südwesten des Landes. Die Höhlen wurden im 12. Jahrhundert in eine Steilwand gehauen und sind über Treppen und Gänge zu einer Stadt verbunden. Damals diente die Höhlenfestung als Rückzugsort für bis zu 20.000 Menschen. Ein Großteil der Höhlen stürzte bei einem Erdbeben 1283 ein, die noch erhaltenen Höhlen kann man heute besichtigen. Einige werden auch heute noch von Mönchen bewohnt.