Sehenswürdigkeiten in Lüderitz und Umgebung

Im Süden der Westküste von Namibia liegt die Kleinstadt Lüderitz zwischen Diamantsperrgebiet und Atlantik. Die Region ist immer noch geprägt von der deutschen Kolonialzeit, bietet aber auch einige Naturhighlights. Welche Sehenswürdigkeiten du in Lüderitz und Umgebung entdecken kannst, liest du hier.

Verlassene Häuser und altes Stadtschild in Kolmanskop

Lüderitz

Die Kleinstadt Lüderitz wurde 1883 gegründet und später nach dem Bremer Tabakhändler Adolf Lüderitz benannt. Der Händler hatte das unwirtliche Land gekauft um dort nach Bodenschätzen zu suchen. Beim Kauf wurde der einheimische Orlam-Führer allerdings getäuscht was die Maße angeht. Statt von englischen Meilen ging man von den etwa fünf Mal so großen preußischen Meilen aus. Im August 1884 wurde das Land dann offiziell unter den Schutz des Deutschen Reiches gestellt, was den Startpunkt der deutschen Kolonialzeit markierte.

Felsenkirche und Jugenstilhäuser in Lüderitz

Zahlreiche Reiseführer schreiben, dass man sich in Lüderitz wie in einer alten deutschen Kleinstadt fühlen würde. Tatsächlich stammen viele der Gebäude im Zentrum noch aus der Kolonialzeit und sind im Jugendstil errichtet. Sehenswert ist etwa die Felsenkirche, die auf einem Hügel über der Stadt thront. Läuft man von dort bergab Richtung Hafen sieht man viele alte und teilweise bunt gestrichene Häuser. Im Zentrum wird es dann moderner, die Straßen sind wieder asphaltiert, es gibt ein paar Cafés und Supermärkte. Vom kleinen Hafen fahren Ausflugsboote zu den vorgelagerten Pinguininseln. Für den Bootsausflug hatten wir leider keine Zeit, um sich in der Stadt selbst umzusehen, reicht eine gute Stunde schon aus. Für Camper lohnt ein Stopp auch wegen der größeren Supermärkte.

Bunte Häuserreihe in LüderitzAm Hafen in Lüderitz

Flamingos an der Lüderitzhalbinsel

Abseits der Stadt wartet auf der Lüderitzhalbinsel eine unwirkliche Mondlandschaft. Hier solltest du unbedingt einen Abstecher über die Schotterpiste machen. In den kleinen Buchten entlang der Straße kannst du mit etwas Glück Flamingos in freier Wildbahn sehen. Denn auch wenn das Land karg und unfruchtbar ist, bietet die Küste genügend Versorgungsmöglichkeiten für ihre Bewohner:innen. Neben den Flamingos kann man auch weitere Wasservögel wie Reiher, Kaptölpel oder Brillenpinguine (eher auf den vorgelagerten Inseln) sehen. Auch Robben und Delfine halten sich gerne in den Gewässern vor der Küste auf.

Flamingos in der Lüderitzbucht

Diaz Point

Für uns ging es auf der Lüderitzhalbinsel noch weiter bis zum Diaz Point. An der Felsspitze landete damals (1487) der portugiesische Seefahrer Diaz als erster Europäer und errichtete dort ein Diaz Kreuz als Kennzeichen. Heute kann keine Nachbildung besichtigt werden. Der Aussichtspunkt kann allerdings nur bei Niedrigwasser über die Felsen erreicht werden. Eine alte Holzbrücke ist schon seit einigen Jahren zerstört.

Leuchtturm am Diaz Point

Geisterstadt Kolmanskop

Einst aufstrebende Stadt im Diamantrausch, sind von Kolmanskop heute nur noch Ruinen übrig, die sich die Wüste Stück für Stück zurückholt. Die Geisterstadt liegt im Diamantensperrgebiet, kann aber besichtigt werden und lockt vermutlich die meisten Tourist:innen in diese südliche Region. Die Siedlung entstand Anfang des 20. Jahrhunderts zunächst als Diamantsuchercamp, stieg aufgrund der zahlreichen Edelstein-Funde aber schnell zu einem wohlhabenden Ort auf. Besonders die wohlhabenden deutschen Einwohner konnten sich an einer Infrastruktur aus Elektrizitätswerk, Krankenhaus und Eisfabrik erfreuen. Sogar ein Schwimmbad und eine Kegelbahn wurden gebaut. Als die Diamanten mehr und mehr abgebaut waren und der Abbau 1930 eingestellt wurde, schwand aber auch der Reichtum und mit ihm die Bewohner. Seitdem holt sich die Wüste die alten Gebäude zurück. Hochwertige Materialien wurden schon früh entnommen und etwa im nahe gelegenen Lüderitz für neue Häuser verwendet. Einige der Häuser sind inzwischen schon fast komplett vom Sand begraben.

Morgennebel liegt über den alten Häusern in KolmanskopDer Flur im alten Krankenhaus ist schon voller Sand.

Heute kann man Kolmanskop besichtigen. Im Zentrum befindet sich das noch erhaltene Versammlungshaus mit Theater, Turnhalle und der alten Kegelbahn. In einigen weiteren Häusern sind ebenfalls historische Gegenstände ausgestellt. Den Rest kann man auf eigenes Risiko erkunden und etwa durch das mit Sand gefüllte, alte Krankenhaus laufen. Wer möchte, kann an einer der Führungen teilnehmen. Dabei erfährt man nochmal einiges über die Geschichte des Ortes. Angeboten werden die Führungen auf deutsch und englisch.

Geisterhäuser in KolmanskopBlick aus einem Fenster auf die Wüstenlandschaft

Alte Bahnstrecke

Wer auf der Fahrt von Lüderitz nach Aus die Augen offen hält, kann unterwegs mehrere alte Bahnhöfe entdecken. Diese stammen auch noch aus der Kolonialzeit, als die Bahnstrecke errichtet wurde. Inzwischen sind aber nur noch wenige Güterzüge unterwegs.

Alter Bahnhof in der Wüste in Namibia

Wildpferde in Garub

Ein weiteres Naturhighlight in der Lüderitz Region findet man entlang der Straße nach Aus. Hier kann man mit etwas Glück Wildpferde beobachten. Die Tiere sind zwar ursprünglich nicht in Namibia heimisch, haben sich aber seit vielen Jahrzehnten dort angesiedelt. Am wahrscheinlichsten ist die Theorie, nach der eine große Anzahl Pferde nach einer Schlacht im ersten Weltkrieg versprengt wurde und nicht mehr eingefangen werden konnte. Seitdem haben sich die Pferde gut an die Umgebung angepasst.

Wilpferde laufen durch eine trocken Graslandschaft bei Garub

Wir haben sie entlang der Straße beim grasen angetroffen. Fährt man in einen Seitenstraße, bzw. Schotterpiste, gelangt man zu einem überdachten Unterstand vor einem Wasserloch, an dem man ebenfalls Tiere beobachten kann. Neben den Wildpferden haben wir Oryx Antilopen und Strauße gesehen.

Eine Oryx Antilope in der Graslandschaft.

Praktische Tipps:
– Wir haben Lüderitz und Kolmanskop in einem Tagesausflug besucht. Das hat zeitlich gerade so gereicht. Wenn man auch zu den Pinguin-Inseln möchte, sollte man besser zwei Tage einplanen.
– Übernachtet haben wir in Aus im Bahnhof Hotel* (Affiliate-Link). Das war einfach, aber bequem und es gab für mich auch veganes Essen. Von dort war die Weiterfahrt nach Sossusvlei am nächsten Tag dann auch etwas kürzer, als von Lüderitz.
– Auch wenn die Wüstenlandschaft anderes vermuten lässt: in Lüderitz kann es durch das Meeresklima ganz schön frisch werden. Direkt an der Küste war bei unserem Besuch ein starker Wind. Weiter im Landesinneren wurde es dagegen wieder schneller heiß.

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