Wandern auf La Gomera: 4 Touren für Anfänger und Fortgeschrittene

Im Dezember verbrachte ich eine Woche Wanderurlaub auf La Gomera. Die Kanareninsel ist ein perfektes Ziel um dem Winter zu entfliehen und eignet sich hervorragend zum Wandern. In diesem Artikel berichte ich von den 4 einfacheren Wanderungen die ich auf La Gomera unternommen habe.

Ich beim Wandern auf La Gomera auf dem höchsten Berg dem Alto de Garajonay mit Blick auf den Teide.

Wanderwege auf La Gomera

Obwohl die Insel relativ klein ist, bietet sie mit einem Wandernetz von 600km zahlreiche Möglichkeiten für verschiedene Touren. Die Wege sind dabei, gerade bei den steil aufragenden Bergen, oft anspruchsvoll, die Routen teilweise Alpin. Wer möchte kann bei seinen Wanderungen viele Höhenmeter mit einplanen, aber auch einfachere Varianten sind möglich. Meine Wanderungen waren alle zwischen 7 und 10km lang und hatten maximal 400 Höhenmeter. Trittsicher und Schwindelfrei sollte man trotzdem sein, die Wege sind teils steil und/oder steinig.

Tour 1: Runde durch das Valle Gran Rey

Am ersten Tag unternehmen wir eine kleine Rundwanderung durchs Valle Gran Rey, wo auch unser Hotel liegt. Einen kurzen Ortsrundgang kombinieren wir dabei mit einer kleinen Wanderung das Tal hinauf, bis zu einer Kapelle mit Aussichtspunkt. Von allen vier Wanderungen ist dies die einfachste. Wir starten im Ort am kleinen Strand, dem Playa del Charco del Conde. Von dort geht es zum Hafen, wo die Felsküste steil aufragt. Wer Glück hat kann zwischen den Booten nicht nur Fische sondern auch Rochen im klaren Wasser erkennen. Der kleine Strand wurde in den nächsten Tagen zu unserem Lieblingsort zum Baden. Weiter geht es vorbei an zahlreichen Läden und durch den Ort zum Busbahnhof, wo immer sonntags ein kleiner Kunsthandwerkmarkt stattfindet.

Boote im kleinen Hafen von Valle Gran Rey

Dann laufen wir in das Tal hinein. Immer auf der rechten Seite des trocknen Flussbettes geht es auf einem breiten Kiesweg leicht bergauf. Palmen und Kakteen bilden den Großteil der Fauna in dieser felsigen Vulkanlandschaft. Als der breite Weg das Flussbett quert, wo es mit einer Menge Schilf bewachsen ist, biegen wir auf einen kleineren Pfad nach rechts ab. Hier wird es das einzige Mal auf dieser Route etwas anspruchsvoller (und umso schöner), aber nur auf wenigen hundert Metern. Dann erreichen wir die kleine Kapelle von der man einen schönen Ausblick über das Valle Gran Rey hat.

Schilf am Flussbett im Tal von Valle Gran ReyAussicht auf Valle Gran Rey mit Palme im Vordergrund

Wieder hinunter geht es dann zuerst über ein paar schmale Wege zwischen Häusern und Gärten hindurch, dann an der Hauptstraße entlang und durch die kleinen Dörfer am Rand des Tals. Zurück am Busbahnhof biegen wir Richtung Strand und Hotel ab. Wer möchte, könnte hier auch noch zum Ortsteil La Playa abbiegen und entlang der Strandpromenade zurücklaufen.

Häuser zwischen Palmen und Meerblick im Valle Gran Rey

Daten zu dieser Tour:
Länge: 8,4km
Höhenmeter: 190hm bergauf, 140 bergab
Dauer: 3-4 Stunden (inkl. Pausen)
Schwierigkeit: leicht
Route zum nachwandern auf Komoot

Tour 2: von Arure zu den Quellen von Epina

Auf der zweiten Wanderung durchqueren wir mehrere Klimazonen der Insel. Wir starten im Bergdorf Arure auf ca. 800m Höhe. Vom Parkplatz aus geht es gleich steil über felsige Pfade hinter dem Restaurant den Hügel hinauf. Hier tragen die Kakteen noch besonders viele Früchte, die für kleine pinke Farbtupfer in dem vielen Grün sorgen. Hinter dem Hügel geht es wieder hinab ins nächste kleine Bergdorf. Wir passieren auf der Wanderung ein paar Stauseen und sehen, wie versucht wurde der Landschaft mit Terrassenbau mehr Anbaufläche abzutrotzen. Bestellt wird allerdings kaum mehr etwas, zu aufwendig und zu wenig ertragreich ist die Bewirtschaftung.

Stausee in der Berglandschaft mit Palmen auf La Gomera.Terrassenfelder im Bergdorf Arure

Wir folgen einem Flusslauf, durchqueren eine Hochebene und kämpfen uns über einen kleinen Pfad Stück für Stück weiter bergauf bis zur Baumgrenze. Hier beginnt der Garajonay Nationalpark. Oben machen wir erstmal eine kleine Pause am Aussichtspunkt Mirador de Alojera, von dem wir einen tollen Ausblick über die Westküste der Insel genießen.

Felsiger Wanderweg bei Arure auf La Gomera.Ausblick vom Mirador de Alojera auf die Küste von La Gomera.

Im weiteren Verlauf führt uns die Wanderung über Waldpfade an der Seite der Berge entlang. Es geht immer mal wieder leicht hinauf und hinab und wir entdecken die ersten Lorbeerbäume. Zwischendurch gibt es noch den ein oder anderen schönen Ausblick, bevor wir über einen steileren, steinigen Weg in Serpentinen zu den Chorres de Epina absteigen. Diese Quellen enthalten glasklares Bergwasser, das man bedenkenlos trinken kann. Außerdem umranken die insgesamt sieben Quellen zahlreiche Mythen: wer aus allen sieben in aufsteigender Reihenfolge trinkt soll dem Mythos nach noch im nächsten Jahr heiraten. Frauen, die aus allen Quellen mit gerader Zahl trinken, sollen die wahre Liebe finden, die die aus den ungeraden trinken, Hexenkräfte erlangen. Unabhängig davon ist das Quellwasser nach der anstrengenden Wanderung herrlich erfrischend und wir froh, dass wir nur noch wenige hundert Meter zu unserem Ziel (einem Restaurant, von wo wir mit dem Auto abgeholt werden) entfernt sind.

Die Quellen von Epina.

Daten zu dieser Tour:
Länge: 7km
Höhenmeter: 200hm bergauf, 190 bergab (Daten aus der Komoot-Aufzeichnung, in unserer Tourenbeschreibung waren allerdings 400hm angegeben)
Dauer: 3-4 Stunden (inkl. Pausen)
Schwierigkeit: moderat
Route zum nachwandern auf Komoot

Tour 3: Runde von Las Hayas durch den Garajonay Nationalpark

Unsere dritte Wanderung führt uns mitten ins grüne Herz von La Gomera, in den Garajonay Nationalpark. Der Park gehört zum UNESCO – Weltnaturerbe und zählt zu den Highlights der Insel. Wir starten unsere Wanderung (diesmal wieder eine Rundwanderung) im Bergdorf Las Hayas und laufen an der kleinen Kapelle vorbei zum Wald. Dort tauchen wir schnell ein in die mystische Stimmung des Waldes und laufen über meist angenehme Pfade die ersten Kilometer bis zum Rastplatz Las Creces. Nach einer kurzen Pause laufen wir weiter ein Stück bergauf, überqueren die Hauptstraße und gelangen über weitere Waldwege zum Mirador Risquillos de Corge. Wir haben großes Glück mit dem Wetter und so eine tolle Aussicht über die Insel. In der Ferne können wir im Dunst sogar Teneriffa und den Teide sehen.

Einfacher Wanderweg im Garajonay Nationalpark.Aussicht vom Mirodor Rosquillos de Corge im Garajonay Nationalpark auf La Gomera.

Dann geht es nochmal zurück in den Wald, der an dieser Stelle besonders verwunschen daherkommt. Die Wege sind eingerahmt von geschwungenen Ästen, die Äste der Bäume sind noch viel stärker verknotet, winden sich mal in die eine, mal in die andere Richtung. Zusätzlich sind die Bäume über und über mit Flechten und Moos bedeckt, dass auch von den Ästen herabhängt. So fühlt man sich schnell wie in einem Fantasyfilm. Nur eine Nebelwolke fehlt um das Feeling komplett zu machen.

Wanderweg im Garajonay Nationalpark.Mystischer Urwald im Garajonay Nationalpark auf La Gomera.

Wir überqueren schließlich nochmal die Straße und steigen über die Canada de Jorge, eine Schlucht, ab. Hier wird der Weg recht steil und man muss aufpassen, wo man hintritt. Dann verlassen wir den Wald und den Nationalpark und laufen auf breiteren Kieswegen weiter bergab. Kurz vor einem Ort und einem kleinen Stausee biegen wir ab Richtung Las Hayas. Hier laufen wir zwischen Wiesen, Gärten und Felder. Wir überqueren noch einen Hügel bis vor uns die ersten Häuser auftauchen. Zum Abschluss der Wanderung genießen wir im Vegetarischen Restaurant Casa Efigenia ein leckeres Menü. Das Lokal ist eine Institution auf La Gomera und serviert leckeres Essen mit Gemüse und Obst aus eigenem Anbau. Mehr dazu lest ihr in meinem La Gomera vegan Guide.

Daten zu dieser Tour:
Länge: 8,9km
Höhenmeter: 190hm bergauf, 210 bergab
Dauer: 3-4 Stunden (inkl. Pausen)
Schwierigkeit: leicht bis moderat (der Abstieg durch die Schlucht erfordert Trittsicherheit)
Route zum nachwandern auf Komoot

Tour 4: Auf den Alto de Garajonay und nach Chipude

Auf unserer letzten (und wohl schönsten) Tour wandern wir auf den Alto de Garajonay, den mit 1.483 Metern höchsten Berg von La Gomera. Wir starten auf einem kleinen Wanderparkplatz nur kurz unterhalb des Gipfels. Von dort folgen wir knapp 1,5km einem breiten gepflasterten Wanderweg, der sich langsam aber stetig zum Gipfel hinauf schlängelt. Zwischendurch können wir, bei mal wieder bestem sonnigen Wanderwetter, schon die ersten Ausblicke genießen. Diese werden nur noch getoppt vom 360 Grad Ausblick oben, über ganz La Gomera und ihre Nachbarinseln Teneriffa, La Palma und El Hierro. Auch unser heutiges Ziel, das Bergdorf Chipude, können wir von hier aus entdecken.

Aussicht vom Alto de Garajonay.

Da es in der Höhe morgens noch kalt und windig ist, steigen wir bald wieder ab, wandern um den Alto de Garajonay und seinen Nachbargipfel den Montana de Igualero herum und machen uns an den ersten steilen Abstieg über ungleichmäßige, steinige Treppen ins kleine Bergdorf Igualero. Wir queren das Dorf und machen Pause an einer kleinen Kapelle die zusammen mit einem Denkmal für die einzigartige Pfeifsprache „El Silbo“ auf einem exponierten Hang liegt. Die Sprache entstand auf La Gomera, um sich über weite Entfernungen und Höhenunterschiede verständigen zu können. Noch heute wird sie in den Schulen auf La Gomera gelehrt.

Kleine Kapelle neben dem El Silbo Denkmal.

Nach einer Pause geht es weiter bergab auf einen nun schmaleren Pfad, der sich neben steil aufragenden Berghängen entlang des Tals über Erque windet. Dafür bieten sich immer wieder atemberaubende Ausblicke in das Tal und auf den Fortaleza de Chipude, einen markanten Tafelberg. Dies ist der anspruchsvollste Teil dieser Wanderung, da der Weg steinig ist und Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordert. Als nächstes folgen wir ein Stück einer Straße bergauf und laufen dann wieder bergab neben einer Wasserleitung. Danach öffnen sich nochmal tolle Blicke auf den Fortaleza. Entlang des Weges wachsen Palmen, Agaven und Kakteen mit unzähligen Früchten daran. Ich liebe Landschaften wie diese. Zum Schluss geht es dann nur noch über zwei kleine Hügel bis ins Zentrum von Chipude.

Wanderweg in den Bergen von La GomeraBlick in ein weites Tal auf La Gomera.Der markante Tafelberg Fortaleza de Chipude auf La Gomera.

Daten zu dieser Tour:
Länge: 9,5km
Höhenmeter: 160hm bergauf, 400 bergab
Dauer: 4-5 Stunden (inkl. Pausen)
Schwierigkeit: moderat, man sollte aber trittsicher und schwindelfrei sein. Der erste Teil der Wanderung auf den Gipfel des Garajonay ist aber auch für Anfänger sehr gut machbar, dafür einfach auf dem gleichen Weg wieder zum Wanderparkplatz absteigen.
Route zum nachwandern auf Komoot

Wie kommt man am Besten zu den Wanderungen?

Ist man mit eigenem Auto unterwegs bieten sich Rundwanderungen an. Hier gibt es in den Wandergebieten kleinere Wanderparkplätze. In den Bergdörfern und im Nationalpark gibt es Bushaltestellen, die Verbindungen fahren allerdings nicht sehr häufig, viele Wanderer versuchen dann zu trampen. Wir waren mit einer Tour unterwegs und hatten geführte Wanderungen mit Transfer. Solche werden z.B. von Valle Gran Rey aus von verschiedenen Wanderguides angeboten.

Wie sind die Wanderwege markiert?

Die hier beschriebenen Wanderrouten sind keine ausgeschilderten Touren. Zwischendurch gibt es aber auf den Wanderwegen immer wieder Wegweiser, die die nächsten Dörfer oder markanten Wegpunkte inklusive Entfernung auszeichnen. Auch ein paar markierte Weitwanderwege wie den GR131 und GR132 gibt es auf La Gomera. Es empfiehlt sich in jedem Fall Kartenmaterial und/oder eine Navigationsapp dabei zu haben.

Welche Wanderwege gibt es noch auf La Gomera?

La Gomera verfügt über ein Netz aus Wanderwegen von 600km. Dazu gehören die beiden Weitwanderwege GR131 (der quer über die Insel von San Sebastian nach Vallhermoso und zur Nordküste führt) und der GR132 (der die Insel einmal umrundet). Weitere schöne Tourenideen (auch für Anfänger) gibt es bei Travelinspired und den Phototravellers.

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2 Comments on “Wandern auf La Gomera: 4 Touren für Anfänger und Fortgeschrittene

  1. Ja, La Gomera ist wirklich toll zum Wandern. Ich bin jetzt auf jeden Fall auch neugierig auf die anderen Kanareninseln.
    Natürlich habe ich aus den ungeraden Quellen getrunken :D Hexenkräfte können ja nicht schaden!

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